Nachdem ich am Morgen nach dem Einzelzeitfahren in Laibach mutterseelenallein im Hotelzimmer aufgewacht bin, habe ich mal sicherheitshalber nachgeschaut, ob der Blumenstrauß und die Glastrophäe auch wirklich da sind, so unglaublich war dieser Sieg beim UCI Individual Timetrail für mich. Ja, ich habe tatsächlich meinen ersten Sieg bei einem internationalen Rennen geholt!
Am Donnerstag hieß es also wieder einmal für mich Koffer packen und ab ins Auto. Nach 4 Stunden war ich dann auch schon im Plaza Hotel in Laibach, leider allein, da meine Teamkolleginnen ja alle irgendwo in Slowenien beheimatet sind. Auch die Teammanager hatten keine Zeit, da sie ja selbst die Organisatoren dieses Rennens waren, und so ging ich allein mit meinem TT-Rad auf die Strecke, um diese zu erkunden. Danach wusste ich irgendwie nicht so recht, was ich von der Strecke halten sollte, technisch nicht schwer (gut für mich), aber komplett flach und sehr windanfällig. Ich hatte auch jeden Fall großen Respekt. Am Abend war ich dann auch nicht mehr allein, da nun auch alle anderen Fahrerinnen der anderen Team da waren und ich dem BIGLA-Team Gesellschaft leisten durfte. So ging ich auch freitagmorgens nochmals mit den BIGLA-Fahrerinnen auf die Strecke, um mir den Tag ein wenig zu vertreiben und die Beine zu lockern.
Dann endlich war es so weit. Nach meinem üblichen Aufwärmprozedere durfte ich schon um 16:11 Uhr auf die Strecke. Ich fühlte mich gut, richtig gut, und hatte eigentlich das erste Mal das Gefühl, dass nicht mehr mehr geht. Schon nach gut 6 km sah ich die vor mir gestartete Fahrerin Edwig Pitel (die mir noch vor 2 Jahren 1 Minute auf so einer Strecke abgenommen hat). Nach rund 14 km holte ich die 2 Minuten vor mir gestartete Fahrerin ein und kurz vor dem Ziel überholte ich endlich Pitel und überquerte mit einer Zeit von 24:40 Minuten die Ziellinie. Dann hieß es einmal warten… Zeit um das Rennen zu analysieren, den Schnitt zu berechnen, usw. Und plötzlich ging alles so schnell, Gratulationen von allen Seiten, Fertigmachen für Siegerehrung und ein Doping Chaperon, der nicht mehr von meiner Seite wich. Unglaublich, ich hatte tatsächlich das Zeitfahren mit einem Schnitt von 45,3 km/h gewonnen, mit 13 Sekunden Vorsprung auf die Favoritin Vera Koedooder (NED) und 34 Sekunden auf die Drittplatzierte Taryn Heather (AUS). Nach der Siegerehrung scharten sie Reporter und Fotografen um mich, da konnte ich gar nicht mehr glauben, was da los war. In Österreich bekommt ja der Frauenradsport überhaupt keine Aufmerksamkeit von den Medien. Was mich aber noch mehr überwältigte war, dass meine Eltern bei meinem ersten internationalen Sieg dabei waren. Nach einer ewig lang dauernden Dopingkontrolle, war dann endlich Zeit um meinen Sieg zu feiern
Den Samstagvormittag nutzte ich noch um mir die Altstadt von Ljubljana anzusehen, eine wirklich sehenswerte Stadt, umgeben vom Fluss Ljubljanica mit seinen interessanten Brücken und zahlreichen Cafés und Restaurants. Dann ging es auch schon wieder nach Hause, wo ich die folgenden 2 freien Tage nutzte, um einmal richtig zu regenerieren.
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