Wenn eine Rundfahrt nicht aufgrund von Rennspannung sondern aufgrund mangelnder medizinsicher Betreuung nach Stürzen und fehlender Möglichkeit und Unterstützung beim Heimtransport zur Nervensache
wird, dann kann ich nur sagen „Herzlich Willkommen im Frauenradsport“!
Ich habe mich wirklich auf die Route de France, eine Rundfahrt der Kategorie 1 mit Start Rund um Paris und Finish im Elsass gefreut, doch hätte ich vorher gewusst, wie die Rundfahrt endet, wäre
ich Tausend mal lieber zuhause geblieben und hätte meine Arbeit im Büro erledigt.
Am Samstag bin ich von Wien nach Paris geflogen, wo am Sonntag der Prolog über 3 km rund um einen kleinen See stattfand. Mit einem Schnitt von 48 km/h und 355 Watt konnte ich einen super Auftakt feiern und einen 10. Platz herausfahren. Am Montag und Dienstag folgten 2 Flachetappen, bei denen ich nur die Helferrolle für meine Teamkolleginnen übernahm und sämtlich Attacken zu vereiteln versuchte. Leider stürzte unsere Sprinterin Mia auf der 1. Etappe schwer und musste die Rundfahrt frühzeitig im Krankenhaus beenden. Die 3. Etappe war denn schon mal etwas hügeliger und auf einem 4 km Anstieg konnten wir uns zu 30st absetzen. Blöderweise kam ich in der vorletzten 4-km Schlussrunde infolge einer verschmutzten Fahrbahn in einer Kurve zu Sturz und büßte so wertvolle 3 Minuten auf dieser Etappe ein, welche ein gutes Gesamtklassement zu Nichte machten. Mit Prellungen und tiefen Schürfwunden auf der linken Hüfte und am Ellbogen setzte ich die Rundfahrt jedoch fort. Die 4. Etappe sollte wieder flach werden und ein Massensprint war zu erwarten. Diesen erlebte ich jedoch nicht mehr, da mich 20 km vor dem Ziel eine andere Fahrerin regelrecht abschoss und ich einen Salto über den Lenker schlug und wieder einmal unsanft am Asphalt landete. Diesmal erwischte es die rechte Seite. Da das Blut nur so aus dem Ellbogen schoss ließ mich die Ambulanz gar nicht weiter fahren und somit beendete ich die Rundfahrt nach nur 4 Etappen frühzeitig. Da die Wunde aufgrund der Tiefe nicht gänzlich gereinigt werden konnte, konnte der Arzt den Ellbogen auch nicht nähen. Dazu kamen nun auch noch starke Rippenprellungen. Schmerztabletten halfen mir dann die Nacht zu überstehen. Ich hatte jedoch nur den Wunsch schnellstmöglich nachhause zu kommen, um mich in Österreich im Krankenhaus versorgen zu lassen. Da die Flüge zu teuer waren, entschied ich mich mit dem Nachtzug von Zürich nach Linz zu fahren. Nach unzähligen Stunden Autofahrt, 3 Stunden warten am Bahnhof und 10-stündiger Zugfahrt (2 Stunden Verspätung kamen noch hinzu), kam ich dann endlich in Linz an.
Im UKH wurden dann meine Wunden versorgt und ich musste aufgrund von angesammelter Gewebeflüssigkeit im Arm und in der Hüfte Antibiotika schlucken. Mein Trainer war gottseidank auch sofort zur Stelle und löste, die aufgrund des Sturzes, stark kontrahierten Muskel und behandelte mich auch sofort energetisch. Mein Sponsor, das „Natur & Kurhotel Bad Leonfelden“ stand mir sofort mit Lymphdrainagen zur Seite und meine Eltern standen mir, wie immer in meinem Tieflagen, mit viele Liebe bei.
Die nächsten Tage waren Schmerztabletten meine besten Freunde und bis zum Abklingen der Entzündungen war an kein vernünftiges Training zu denken. Die Prellungen machten das ganze nicht einfacher. Doch viel Zeit blieb nicht, um wieder fit zu werden, dann schon am Mittwoch war für mich der Flieger nach Göteborg in Schweden gebucht, wo am Freitag der Weltcup im Teamzeitfahren und am Sonntag das Straßenrennen stattfinden. Und so sitze ich jetzt in Schweden, habe bereits das Teamzeitfahrtraining hinter mir, und hoffe nun, dass bis morgen die Schmerzen noch ein wenig nachlassen...
Kommentar schreiben