Von Mai bis Juli - Von Livigno bis nach Thüringen

Unglaublich wie die Zeit vergeht.... jetzt sind schon wieder fest 3 Monte seit meinem letzten Homepage Eintrag vergangen. Aber wie es halt immer so ist, wenn es viel zu tun gibt, fehlt mir leider die Zeit für Updates, deshalb hier ein Update meiner letzten 3 Monate.

Nach Kalifornien ging es also gleich für 18 Tage ins Höhentrainingslager nach Livigno. Dieses Mal aber nicht alleine, sondern mit Olympiasieger Christian Hoffmann und meinem Trainer Jung Otto sowie einem weiteren Langläufer Philipp. Dank des anfänglich regnerischen Wetters konnte ich mich von den Strapazen von Kalifornien mit anfangs 12 Stunden Schlaf pro Tag gut erholen, ehe ich mit einem Ausdauerblock startete. Nach den ersten Tagen zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite und ich konnte sämtliche Pässe (Albula-, Flüela-, Foscagno-, Forcola-, Ofen-, Bernina-, Umbrailpass, Stilfserjoch,...) rund um Livigno erklimmen. Da in der ersten Woche auch der Giro d’Italia mit der Königsetappe über Mortirolo und Stilfersjoch führte, ließ ich mir natürlich auch dieses Großereignis nicht entgehen. In der zweiten Woche folgten dann etwas intensivere Einheiten und im Nu war dieses Trainingslager auch schon wieder vorbei.

Schnell nach Hause, Wäsche waschen, umpacken und schon ging meine Reise weiter zur Women’s Tour nach England. Am Mittwoch startete die zur Women’s Wolrd Tour zählende Rundfahrt und uns erwarteten fast jeden Tag Etappen mit rund 150 km, was für uns Frauen doch ungewöhnlich lange Distanzen darstellte. Schon am Anreisetag wurde ich von kaltem, regnerischen und stürmischen Wetter begrüßt. Wer mich kennt, weiß, dass das gar nicht mein Wetter ist. Und es sollte in den nächsten Tag auch keine wesentliche Wetterbesserung eintreten. Da das Profil der Rundfahrt nur hügelige, aber nicht bergig war, und deshalb Massensprints zu erwarten waren, war Alice Barnes die Kapitänin unseres Teams und ich stellte mich 120%ig in ihren Dienst. Die erste Etappe endete mit einem Solosieg von der späteren Rundfahrtssiegerin Kasia Niewiadoma, während die weiteren Plätze in einem Massensprint vergeben wurden. Auf der zweiten Etappe hatte ich richtig schlechte Beine und ich hatte auf einem Hügel dermaßen zu kämpfen, dass ich nicht einmal mit den Sprintern über den Hügel kam und somit auch unserer Sprinterin am Ende des Tages nicht mehr helfen konnte. Dieser Tag war nur zum Abhaken. Am nächsten Tag bekam ich von meinem Team freie Fahrt, auch um sicherzustellen, dass ich nach den 2 Bergwertungen im Finale an Alice’s Seite sein kann. Nachdem sich schon 2 Fahrerinnen, gefolgt von der Australieren Shara Gillow, an der Spitze des Rennens befanden, folgte ich der Attacke der Polin Jasinska Malgorza, und wir arbeiteten gut zusammen, sodass wir zunächst Gillow und dann die Spitze einholten. In einer 5er Gruppe ging es über die beiden Bergwertungen, ehe wir 5 km vor dem Ziel vom Feld eingeholt wurden. Im Finale konnte dann Alice auf den 2. Platz sprinten und ich wurde mit dem Preis der aktivsten Fahrerin ausgezeichnet, was nach meinem enttäuschenden Vortag eine schöne Anerkennung war. Am 4. Tag erwartete uns die Königsetappe. Während ich mich von Tag zu Tag besser fühlte, hatte unsere Kapitänin nicht ihren besten Tag und sie verlor auf jedem Anstieg den Anschluss an die Spitze, was für mich zu einem harten Arbeitstag wurde. Ich wartete bei jedem Anstieg auf Alice und zog sie im Windschatten immer wieder ans Feld heran. Nach dem letzten längeren Anstieg hatten wir sogar schon 1 Minute Rückstand auf die Spitze, doch in einer Allianz mit FDJ konnten wir auch dieses Loch wieder schließen und damit ihren 6. Gesamtplatz sichern. Danach durfte ich auch schon wieder zur Dopingkontrolle antreten. Am letzten Tag der 5-tägigen Rundfahrt erwartete uns ein Rundstreckenrennen im Zentrum von London mit nur 60 km. Dieses Rennen war mit vielen Kurven wie ein Kriterium noch einmal richtig schnell und ich zählte nur noch die Runden bis das Leiden endlich zu Ende war. Für mein Team ging eine wichtige Rundfahrt sehr erfolgreich zu Ende und ich freute mich wieder auf trockeneres und wärmeres Wetter in Österreich. Dennoch war die Women’s Tour ein schönes Erlebnis. Für mich war es unglaublich wie viele Menschen jeden Tag bei schlechtem Wetter entlang der Strecke standen und uns anfeuerten, von den Zuschauermassen in London ganz zu Schweigen.

 

Nach der Women’s Tour folgte für endlich eine Woche Pause. Das Höhentrainingslager und die darauffolgende harte Women’s Tour hat seine Spuren hinterlassen, ich war verkühlt und müde. Es dauerte auch richtig lange bis ich mich von der Women’s Tour wieder erholt hatte. Nach einer Woche Pause stieg ich dann wieder ins Training ein, jedoch nur mit ein paar kurzen, schnellen Einheiten, um am drauffolgenden Wochenende für die Staatsmeisterschaften fit zu werden.

Und so stand auch schon das letzte Juni-Wochenende mit den Staatsmeisterschaften vor der Haustür. „Vor der Haustür“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Meisterschaften wurden mit dem Einzelzeitfahren in Grünau und mit dem Straßenrennen im Grein in Oberösterreich ausgetragen. Da ich gerade aus meiner Pause kam, wusste ich nicht so recht, wo ich leistungsmäßig stand und die Erwartungen vom Umfeld waren sehr hoch, womit ich doch nicht ganz so entspannt in die Rennen ging. Im Einzelzeitfahren fand ich überhaupt keinen Rhythmus und ich hatte während des Rennens einen richtigen Einbruch. Die Belastung nach meiner Pause war ein Schock für das System. Als ich dann bei der Zieldurchfahrt von meinem Sieg erfuhr, war ich extrem erleichtert, auch wenn ich mit meiner Zeit überhaupt nicht zufrieden war. Das war nun der 5. Titel im Einzelzeitfahren in Folge, was zuvor noch keine Österreicherin geschafft hatte, und worauf ich nun doch ein wenig Stolz bin. Am Sonntag folgte das Straßenrennen in Grein, wobei wir Frauen 3 Runden mit je einem 11km langen Berg zu bewältigen hatten. Das Profil sollte mir also entgegen kommen und einen Plan hatte ich auch: die erste Runden mitfahren, in der zweiten Runde das Feld deutlich reduzieren und in der 3. Runden solo wegfahren. Gesagt, getan... Schon nach der ersten Runde blieb nur noch die Hälfte des Feldes übrig, in der 2. Runde attackierte ich und somit waren wir nur mehr zu Dritt an der Spitze. Wir konnten unseren Vorsprung rasch ausbauen. Ich wusste, dass ich Christian Perchtold loswerden musste, da ich im Sprint sicher als Verliererin hervorgehen würde. Also startete ich in der 3. Runde mit den Attacken am Berg und konnte mich bald von meinen zwei Kontrahentinnen absetzen. Nach fast 30 km Solofahrt konnte ich nach 2015 erneut den Sieg auf der Straße feiern und das rot-weiß-rote Trikot zurückerobern. Platz 2 ging an Christina Perchtold und Platz 3 sensationell an Barbara Mayer, die nach ihrer Babypause ein super starkes Comeback feierte. Dass ich an diesem Tag mit ihr das Podium teilen durfte, machte den Sieg in meinem Heimatbundesland noch schöner. Ein großes Dankeschön geht an die Organisatoren rund um Paul Resch, die mit einer perfekten Veranstaltung gezeigt haben, dass Oberösterreich DAS RADSPORT BUNDESLAND NR. 1 ist. Vielen Dank an meine Eltern, die mich wie immer in der Heimat unterstützt haben und natürlich an meinen Trainer Jung Otto, der dieses Mal vor Ort war und die Früchte seiner Arbeit ernten durfte.

 

 

Nach den Staatsmeisterschaften folgte eine 2-wöchige Rennpause. Ich konnte die Zeit zuhause trotz Arbeit und Wohnungssanierung genießen, bevor es Mitte Juli zur Thüringen Rundfahrt ging. Ich startete die Rundfahrt mit einem mäßigen verregneten und verwinkelten Porlog in Gera, versuchte ein aktives Rennen zu fahren und schaffte es einen Tag in das Trikot der aktivsten Fahrerin, stellte mich in den Dienst meiner Teamkollegin Ann-Sophie Duyck, verbuchte in einem Sprint meinen ersten Sturz im Meistertrikot, und beendete die Rundfahrt auf dem 23. Platz nachdem fast jeden Tag eine Ausreißergruppe einen kleinen Vorsprung ins Ziel brachte. Von dieser Rundfahrt hatte ich deutlich mehr erwartet, jedoch war das Tempo über die Hügel nur mäßig, weshalb auch die Zeitfahrerinnen keine Probleme hatten mit der Spitze ins Ziel zu kommen.

Nach dieser Rundfahrt ging es noch einmal für 2 Wochen nachhause, wo mein Training unter anderem darin bestand, meinen (schon von meiner Vormieterin überfüllten) Keller für die Sanierung auszuräumen und ein paar schnelle Einheiten auf dem Zeitfahrrad zu trainieren. So nutzte ich auch das Welser Innenstadtkriterium für ein Zeitfahrtraining. Der Plan bestand darin einfach alles vorne zu fahren und ein Zeitfahren zu simulieren. Dass ich das Kriterium aber nach 7 Starts auch noch gewinnen konnte, war eine coole Draufgabe. Nun wusste ich zumindest dass die Form für die EM in Dänemark nicht so schlecht war!

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