GP Plouay und Tour de l’Ardèche

Frankreich... eine Hass-Liebe! Irgendwie gibt es von Frankreich auch immer abseits der Rennen eine Menge zu berichten. Ich hoffe ihr habt Zeit einen langen Bericht über mein letztes Worldtour-Rennen und die Tour de l’Ardèche zu lesen.

 

Ende August stand nun mit dem GP Plouay in Frankreich mein letztes Rennen mit meinem Team Drops am Programm. Am Freitag ging meine Reise mit dem Zug nach Wien, dann folgte der Flug von Wien nach Nantes und nach weiteren 2 Stunden im Auto erreichte ich um 19 Uhr unser Hotel. Am Samstag war es schon Zeit für das letzte Worldtour-Rennen in diesem Jahr. Wir hatten 6 Runden auf einem sehr selektiven Kurs zu bewältigen. Leider wurde ich in der 4. Runde durch einen Sturz behindert, und musste das entstandene Loch auf die Gruppe wieder zufahren, was mich viel Energie kostete, und die mir in der letzten Runde am letzten Berg fehlte. So schaffte ich den Sprung in die erste Gruppe knapp nicht und beendete das Rennen als 30. in der 2. Gruppe. Ich war aber froh, vor der WM noch einmal ein Worldtour-Rennen zu fahren, denn auch meine einmonatige Rennpause, mit Ausnahme der EM, machte sich doch bemerkbar. Ein paar Rennbelastungen und ich bin wieder voll konkurrenzfähig ;-) Am Samstag ging es für 3 weitere Stunden im Auto zu unserem DS Paul Freeman, wo ich übernachtete, um am Sonntag nach 3 weiteren Stunden im Auto von Paris nach Wien zu fliegen und von dort wieder mit dem Zug nach Linz zu fahren. Nach einem 11-stündigen Reisetag war ich um 19 Uhr wieder zuhause.

Nach einer Woche zuhause kam nun endlich jene Rundfahrt, die ich schon seit Jahren fahren möchte, jedoch bis dato nie die Möglichkeit hatte. Obwohl mir mein Team bei der Vertragsunterzeichnung versprach, dass wir dieses Rennen fahren würden, wurden leider, wie so oft, die Versprechungen nicht gehalten, und so organisierte ich mir für die Tour Cyclist International de l’Ardèche einen Platz in einem Mixed-Team, nicht wissend, was da auf mich zukommen würde. Unser DS war Caroline Steward, ein super Mechaniker, aber eher wenig Ahnung als Sportliche Leiterin. Unser Mechaniker war Trever, der eigentlich kein Mechaniker und mehr der Lenker unseres Vans war und die Verpflegung übernahm. Unser Swanny war Debora, die Physio war, und auch nicht mehr machen wollte, als massieren. Da aber im Teamauto kein Mechaniker war, musste sie die Rolle des Mechanikers übernehmen. Denke, diese Beschreibung zeigt ganz gut, was das für ein Chaos war. Nur so nebenbei erwähnt, musste ich 600 EUR an das Team zahlen und mein Flug samt Rad kostete noch einmal 350 EUR, und durch meine Flugverspätung mit AustrianAirlines musste ich noch einmal 300 EUR für das Taxi von Wien nach Linz auslegen, womit mir der ganze Spaß dann knapp 1.300 EUR kosten sollte.

 

Am Montag flog ich bereits in der Früh von Linz über Wien nach Lyon, wo ich dann um 12 Uhr von den Betreuern des Mixed-Team abgeholt wurde. Nach weiteren 2 Stunden im Van erreichten wir unser Quartier auf einem Campingplatz. Beim Auspacken und Herrichten meines Rads für eine lockere Abendrunde musste ich leider feststellen, dass AustrianAirlines nicht gerade sanft mit meinem Rad umgegangen war und mein Schalthebel gebrochen war. Blöderweise hatten wir im Mixed-Team überhaupt kein Ersatzmaterial, weshalb ich dann abends bei weiteren Team um einen Schalthebel anfragte. Der sehr nette Mechaniker vom Parkhotel Valkenburg war dann gottseidank so nett und stellte mir einen zur Verfügung, und Steve, der Mechaniker vom anderen Mixed-Team montierte mir diesen, womit meinem Start nun doch nichts mehr im Wege stand.

 

Am Dienstag stand dann um 14 Uhr die 1. Etappe mit 97 km und knapp 1800 Höhenmetern am Programm. Zunächst hatten wir aber noch 2 Stunden Transfer zum Startort. Da die Etappe mit einigen Bergen gespickt war, kam es zu einem Zielsprint eines reduzierten Feldes von rund 40 Fahrerinnnen und ich belegte Rang 10 im Sprint, ein akzeptabler Start für eine Nicht-Sprinterin. Danach folgte der Transfer von 2 Stunden zurück ins Camp, das wir gegen 20 Uhr erreichten. Damit war unser Tag aber noch lange nicht abgeschlossen, denn jetzt mussten wir noch kochen, Wäsche per Hand waschen und alles für den nächsten Tag vorbereiten. Und zu guter Letzt gab es noch eine 20-min Massage. Um 23.30 Uhr kam ich dann endlich ins Bett.

 

Am Mittwoch folgte um 14 Uhr eine eher flache Etappe mit 120 km und 1600 Höhenmetern bei knapp 35 Grad und zuvor wieder ein Transfer von knapp 1,5 Stunden. Am Vormittag baute ich allerdings noch mein Zeitfahrrad zusammen, welches ich für die Etappe am Donnerstag brauchte. Wieder kam es zu einem Zielsprint eines reduzierten Feldes von knapp 60 Fahrerinnen und ich belegte in einem nervösen Finish Rang 29. Nachdem wir wieder erst gegen 20 Uhr ins Quartier zurückkamen, kochten, Wäsche per Hand wuschen und eine schnelle Massage erhielten, mussten wir an diesem Tag noch alles für die Doppel-Etappe am nächsten Tag packen. Wieder kam ich nicht vor 23 Uhr ins Bett.

 

Am Donnerstag klingelte der Wecker dann schon um 5.45 Uhr, da wir bereits um 6.45 Uhr zur Vormittagsetappe, einem Zeitfahren von 9,2km aufbrachen. Um 8 Uhr erreichten wir den Start-/Zielbereich und ich schaute mir die Runde noch mit dem Straßenrad an. Es erwartete uns ein unrhythmischer Kurs, auf und ab, mit vielen Kurven und schlechten Straßen. Danach folgte das übliche Aufwärmprozedere, ehe ich um 10.29 Uhr von der Startrampe rollte. Das Gefühl war nicht so schlecht und mit dem 8. Platz beim Zeitfahren konnte ich doch recht zufrieden sein. Nach einen kurzen Ausrollen fuhren wir zum Startort der Nachmittagsetappe, welche erst um 16.30 Uhr gestartet wurde. Die Nachmittagsetappe führte über knapp 90 km und 1200 Höhenmeter. Da es sehr windig war, versuchte Team Tibco ein Windkantenrennen zu machen. 5 km vor dem Ziel gab es leider einen Massensturz in dem auch ich verwickelt war. Gottseidank landete ich relativ weich im Seitengraben und fand bereits nach 1 km den Anschluss an das Feld wieder. Im Moment des Sturzes attackierte allerdings eine Fahrerin und konnte einen Solosieg einfahren. Ich belegte im Massensprint Rang 24 und rückte im GC auf Platz 6 vor. Der Abend verlief wie üblich.

 

Am Freitag stand mit der 5. Etappe die längste Etappe mit 130 km an. Obwohl die Berge immer zügig gefahren wurden, jedoch danach nicht Tempo gemacht wurde, blieb das Feld lange Zeit recht groß. Kurz vor dem nächsten Sprint bei gut 50 km und vor dem nächsten Berg kamen vor mir 2 Fahrerinnen zu Sturz und auch ich ging zu Boden. Gottseidank half mir in diesem Moment der Schweizer Mechaniker, da Debora, unsere Physio in der Rolle des Mechanikers, in dieser Situation völlig überfordert war. Mit ein paar Schrammen und Prellungen stieg ich wieder aufs Rad und startete die Aufholjagd. Leider war auch unsere DS Caroline so unerfahren, dass sie es nicht schaffte mich mit dem Auto ans Feld heranzuführen, weshalb ich völlig auf mich selbst gestellt war. Es war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für diesen Sturz, doch ich schaffte es zurück zum Feld genau zu Beginn des nächsten Berges, womit der Berg noch einmal härter wurde. Dennoch kam ich mit der Spitze über den Berg. Bei der nächsten Abfahrt riss dann mein Garmin vom Lenker, der in Folge des Sturzes aus der Halterung gebrochen war. Damit war ich auch meinen Garmin los und hatte keine Anhaltspunkte mehr für die gefahrenen Kilometer. Rund 20 km vor dem Ziel lösten sich 2 Fahrerinnen, die bis ins Ziel nicht mehr eingeholt werden konnten. Das Finale sollte mir mit 2km bergauf entgegenkommen. Erschwert wurde dieses jedoch durch die abwechselnden Attacken der Australierinnen. Schließlich konnte sich noch eine Australierin absetzen und ich sprintete auf den 4. Platz.

 

Samstagvormittag verbrachte ich damit die Räder unserer am ersten Tag gestürzten und im Krankenhaus liegenden Teamkollegin Emily einzupacken und ihre Koffer zu packen, welche von ihrem aus Canada angereisten Freund abgeholt wurden. Danach führte ein 2 Stunden Autotransfer zum Start der 6. Etappe, welche sich mit mehr als 2000 Höhenmeter auf nur 90 km als Königsetappe herauskristallisieren sollte. Leider zeigte sich das Wetter gar nicht von seiner besten Seite, die Temperaturen waren auf 12 Grad gefallen und es regnete. Damit war für mich klar, dass ich mich immer schön vorn aufhalten musste, speziell in den Abfahrten, da es doch einige Fahrerinnen gab, die schon im Trockenen schlecht abfuhren. Und das war genau die richtige Entscheidung. In den Abfahrten haben wir viele Fahrerinnen abgehängt, es gab zahlreiche Stürze und die Spitzengruppe, in der auch ich vertreten war, war sich doch recht einig, dass wir das Tempo hochhalten sollten. Am letzten Berg konnten sich die spätere Siegerin und Zweitplatzierte absetzen und einen Vorsprung von knapp 1,5 Minuten in Ziel bringen. Aus meiner dahinterliegenden 8-köpfigen Gruppe sprintete ich auf den 4. Platz und lag nun auf Platz 5 in der Gesamtwertung. Nun hieß es schnell zurück ins Camp, essen, Massage und ins Bett, um mich für die schwere letzte Etappe am Sonntag auszurasten.

 

Am Sonntag am Vormittag hieß es zunächst Packen und unsere Hütte am Campingplatz zu reinigen bevor wir zur letzten Etappe aufbrachen. Leider hatte nun auch ich, so wie alle meine Teamkolleginnen schon zuvor, Schnupfen bekommen und in der Nacht wenig geschlafen. Mein Knie schmerzte von dem Sturz und ich war doch recht froh, dass nun noch 1 Etappe zu fahren war, auch wenn dies wahrscheinlich die schwierigste und härteste werden würde.

Nach weiteren 2 Stunden Autotransfer folgt nun der Startschuss zu letzten Etappe der Tour de l’Ardèche. Die 90 km waren gespickt mit 2200 Höhenmetern und schon der 2 Berg war der berühmte Montée Jalabert. Es gab viele Attacken, da im GC hinten liegende Fahrerinnen noch etwas probierten. Das Feld reduzierte ich von Berg zu Berg. Im Finale wartete ein 7 km langer Berg auf uns. 1 Fahrerin von BePink machte extremes Tempo für ihre Teamkollegin und so wurde das Feld schnell auf 8 Fahrerinnen, darunter auch ich, reduziert. Ich kämpfte bis zur 300 m-Marke bevor ich sowie meine zwei direkten Gegenerinnen um Platz 3 abreißen lassen mussten und belegte im Ziel Platz 7 auf der Etappe. Im Gesamtklassement schaffte in den Sprung aufs Podest knapp nicht und belegte den 4. Platz, womit ich doch sehr zufrieden war.

Das Abendteuer mit dem Mixedteam war jedoch noch nicht zu Ende. Am Sonntag übernachteten wir in einem Hostel direkt neben dem Ziel der Bergankunft, in einem 5er Zimmer mit WC am Gang. 5 verkühlte Fahrerinnen in einem kalten Zimmer, das konnte nicht gut gehen. Ich konnte die gesamte Nacht nicht schlafen, kämpfte mit einer verstopften Nase und fühlte die Folgen meines Sturzes. Dementsprechend platt war ich am Montag, als ich endlich die Heimreise antrat. Von unserem Hostel ging es 3 Stunden mit dem Auto zum Flughafen in Lyon, den wir um 12.30 Uhr erreichten. Mein Flug über Wien nach Linz war aber erst für 20 Uhr angesetzt. So verbrachte ich 7 Stunden am Flughafen, die ich gottseidank sinnvoll für die Arbeit nutzen konnte. Dann kam jedoch die Hiobsbotschaft: der Flug war 1,5 Stunden verspätet, womit ich meinen Anschlussflug nach Linz nicht schaffen würde. Als ich dann um 23.30 Uhr in Wien am Flughafen ankam, war mein Flugzeug nach Linz natürlich schon in Linz. Also musste ich zum AustrianAirline Servicecenter. Diese zeigten sich allerdings gar nicht unterstützend. Sie stellten mir einen Fahrschein mit dem Cityshuttle zu einem Hotel in Wien (halbe Stunde vom Flughafen entfernt), einem Retourschein und eine Ticket für den Zug am nächsten Tag um 7 Uhr vom Flughafen Wien zum Bahnhof in Linz aus. Mein Einwand, dass ich dies mit 2 Radkoffern und einem Handgepäckskoffer nicht bewerkstelligen konnte, war ihnen egal. Mittlerweile war es 00:15 Uhr und ich hundsmüde und verzweifelt. Also ging ich zum Ausgang, orderte mir eine Taxi, welches mich für 350 EUR zum Flughafen in Linz brachte, wo ich mein Auto stehen hatte. Um 3.30 Uhr erreichte ich meine Wohnung mit Ausblick mich ausschlafen zu können, ohne den Reisestress den ich sonst mit 2 Rädern am nächsten Tag gehabt hätte. Doch, zu früh gefreut: um 7 Uhr starteten die Stemmarbeiten in unserem Wohnhaus, das gerade renoviert wird. Da werden Oropacks noch Musik halfen, stand ich also nach 3 Stunden Schlaf wieder auf, fix und fertig... was für einen tolle WM-Vorbereitung!!!! 

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