Unverhofft kommt oft...

Es war an der Zeit etwas zu ändern, da in den letzten Wochen einfach gar nichts nach Plan lief. Deshalb entschied ich mich, bei einer kleineren Rundfahrt mein Selbstvertrauen wieder zurückzufinden. Und ich war erfolgreich...

 

Nach den Ardennenklassikern ging es für 2 Tage nachhause, schon mit dem Wissen, dass es 2 stressige Tage werden würden. Denn ich hatte nicht nur im Büro einiges zu erledigen, sondern musste auch irgendwie alles koordinieren, damit mein Zeitfahrrad für die Gracia Orlova Rundfahrt fertig werden würde, da mein Team es nicht schafft das Rad aufzubauen. 

Also musste mein Mechaniker Florin Popa wieder einmal Last Minute mein Zeitfahrrad aufbauen. Da sich im Zuge des Aufbaus herausstellte, dass einige Komponenten fehlten, wurde der Aufbau eine größere Challenge als erwartet. Dank logistischer Aushilfe durch meine Mama und Dank Flo’s unermüdlichen Einsatzes konnte ich mir das Rad aber dennoch Dienstagabends abholen, um am Mittwoch mit dem Nationalteam zur Gracia Orlova Rundfahrt zu fahren. 

Nachdem meine Form in den letzten Wochen nicht besonders überzeugte, ging in ohne Erwartungen in die Rundfahrt und wollte einfach nur ein paar harte Rennkilometer sammeln, um in Form zu kommen. Auf der ersten Etappe drehten sich meine Beine noch nicht besonders gut, und so wurde ich im finalen Schlussanstieg auch nur 17. Die zweite Etappe war die Königsetappe mit einem langen Anstieg, den ich in all meinen Antritten bei dieser Rundfahrt in der ersten Gruppe überqueren konnte. Dieses Mal jedoch nicht. Gut 3 Kilometer vor der Bergwertung musste ich abreißen lassen, der Kopf und die Beine wollte einfach nicht. Also kam ich in der 2. Gruppe ins Ziel und verlor um auf die Gesamtwertung zu fahren viel zu viel Zeit. Es war ein Tag zum Vergessen. Am nächsten Tag stand dann schon die Doppeletappe mit einem Zeitfahren am Vormittag und einem 60km Straßenrennen am Nachmittag am Programm. Das war also nun meine „1. Ausfahrt“ mit meinem neuen Zeitfahrrad. Und es fühlte ich gut an. Ich kam von Anfang an in einen guten Rhythmus und überquerte die Ziellinie mit einem 46er Schnitt als Erste, und musste mich dann nur noch der Olympiamedaillengewinnerin geschlagen geben. Dieses Gefühl, nach so langer Leidenszeit wieder zurück zu sein, war unbeschreiblich und tat so gut. Diesen Flow nach ich gleich in die Nachmittagsetappe mit und da ich davon überzeugt war, dass die Russen eine Gruppe gehen lassen würde, war ich in jeder Attacke vertreten. Schließlich kam es aber dann doch zu einem Massen-Bergsprint und ich belegte den 11. Platz. Also versuchte ich mein Glück nochmal auf der letzten Etappe. Nach 30 km ging endlich die ersehnte Fluchtgruppe und ich war dabei. Wir arbeiteten gut zusammen und konnten einen schönen Vorsprung herausfahren. Im Zielsprint musste ich mich nur der Belgierin Kaat Hannes geschlagen geben und durfte mich noch einmal über einen 2. Platz freuen. 

Endlich hatte ich den Spaß am Rennenfahren wiedergefunden und die Form scheint auch schön langsam zurückzukommen. Und wieder einmal hab ich gesehen, dass so viel im Kopf passiert. Wenn man im Kopf blockiert ist, dann geht einfach gar nichts. 

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